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ZEITREISE ins 15. Jahrhundert

 

Die Arbeit an meiner (Benedictas) Dissertation über den Unterhaltungsroman "Die schöne Melusina", verfasst (vom Berner Thüring von Ringoltingen) und gedruckt (bei Bernhard Richel, Basel) in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts - der Buchdruck war gerade erst geboren - brachte mich unter anderem in Kontakt mit dem Buchrestaurator Bernhard Gabert, dessen Schwerpunkt auf der Nachfertigung von handgetriebenen Buchschließen, Buchecken und Buchbeschlägen liegt - ein Experte, der wahrlich seinesgeichen sucht!

Bernhard Gabert bei einer Einbandgestaltung
Bernhard Gabert bei einer Einbandgestaltung

 

Warum hatten wir Herrn Gabert aufgespürt?

 

Eines der wenigen erhaltenen Melusina-Exemplare befindet sich in der Universitätsbibliothek Darmstadt. Es war unschwer zu erkennen, dass es sich bei diesem Einband aus braun gefärbtem Leder mit dekorativer Blindprägung um ein Original handeln musste - nach einem halben Jahrtausend freilich in altersbedingtem Verfall begriffen: an den Rändern abgegriffen sowie der Beschläge und der Schließe beraubt.

 

Hier ein Blick auf den Vorderdeckel sowie auf den Buchrücken:

 

Hinzu kamen die ausgesucht klorierten Holzschnitte, die mir beim Aufschlagen des Buches geradezu entgegen strahlten.

Das Öffnen eines über ein halbes Jahrtausend alten Zeitzeugen ist ein unbezahlbarer Augenblick! Während meiner zahlreichen Forschungsreisen zwischen London und Krakau, Hamburg und Rom zu sämtlichen Melusina-Exemplaren durfte ich viele dieser Augenblicke genießen.

 

Hier ein Bick auf einige Holzschnitte bzw. ausgewählte Details aus dem Darmstädter Exemplar.

Man beachte die prägnante Linienführung:

 

Das Gesamtbild, das sich mir im Jahr 2009 bot, wies trotz eindeutiger Abnutzungsspuren eindringlich auf die Eleganz eines aufsteigenden Stadtadels und Bürgertums hin, für den das Buch bestimmt war.

 

Es entstand der dringliche Wunsch, diese vom Zahn der Zeit angegriffene Inkunabel auch für die Zukunft zu erhalten. Mit dieser Inkunabel musste etwas geschehen!

 

Denn dieses Schlangenweib war mir im Rahmen des Forschungsprojektes bereits so ans Herz gewachsen, dass es tatsächlich Liebe zumindest auf den zweiten Blick war ;-)

 

Als Doktorandin/ Studentin mit einem eher mageren finanziellen Polster war ich dazu gezwungen, nach einer passenden Geldquelle für die Rettung dieses Buches zu suchen. So schaute ich mich in der Umgebung Darmstadts um und recherchierte nach Firmen. Ich sprach über diese meine „neue Liebe“ auch mit meiner Familie, die mich in meinem Vorhaben nur bestärkte, nicht zuletzt mein Vater, der als Chemiker natürlich gleich den Darmstädter kulturfördernden Chemiekonzern Merck vorschlug.

 

Gesagt – getan –  das Sponsoring sollte sich nach etlichem Einsatz erfüllen ...

Was sich daraus ergab: Hier gehts's weiter!

 

Das Resultat: der rekonstruierte Inkunabel-Einband getreu nach dem Original, das Bernhard Gabert mit Passion erschuf.  Der Einband macht sichtbar und fühlbar, mit welch ausgesuchten, selbst erschaffenen Dingen sich unsere vormaligen Mitbürger in unserem Kulturkreis bereits vor einem halben Jahrtausend umgaben.Im Inneren dieser Einband-Rekonstruktion  befindet sich eine Publikation, an der ich mitgearbeitet hatte:

 

Die schöne Melusina : ein Feenroman des 15. Jahrhunderts in der deutschen Übertragung des Thüring von Ringoltingen ; die Bilder im Erstdruck Basel 1473/74 nach dem Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt / hrsg. von Heidrun Stein-Kecks unter Mitarb. von Simone Hespers und Benedicta Feraudi-Denie.

 

 

 

Übrigens: Es lohnt sich ein Ausflug zu diesem Restaurator, denn so wie er, wohnt sicher kein anderer. Er schuf sich vielmehr ein Ambiente im Stil des 15. Jahrhunderts, in der neben nachempfundener Wandmalerei, nicht einmal die eiserne Hand einer prominenten Persönlichkeit aus der Zeit um 1520 fehlen darf. Um wessen originale eiserne Hand es sich genau handelt, wollte uns Herr Gabert bis zum Schluss nicht verraten. Jedenfalls sei diese Person uns allen wohlbekannt.

 

Wer weiß, vielleicht habt Ihr ja mehr Glück, den vormaligen Besitzer aus ihm herauszukitzeln :-) ...

 

Ihr seht also, welch spannende Begegnungen man auf den Spuren des Papiers durchaus machen kann…

 

Willkommen im Hause Gabert ... und damit im 15. Jahrhundert ;-)

http://www.buchbeschlaege-buchrestauration.net/